Bereits zum 10. Mal fand unser alljährlicher Expertenworkshop zum Thema Best Practice im Risikomanagement von Naturgefahren statt und führte uns dieses Jahr an eine der renommiertesten Universitäten Europas, die ETH in Zürich. Gemeinsam mit Bruno Spicher (Allianz Suisse/SVV) und Thomas Hlatky (Grazer Wechselseitige Versicherung/VVO) konnte erneut eine erfolgreiche Veranstaltung zur Vernetzung von Versicherungsindustrie, dem öffentlichen Sektor und der Wissenschaft organisiert werden, an der auch einige Partner aus unserem H2020_Insurance Netzwerks teilnahmen.
Best-Practice in der Kartierung von Naturgefahren in Europa
Der Vormittag widmete sich neuen Entwicklungen in der intelligenten Kartographie und Zonierung von Naturgefahren in verschiedenen europäischen Ländern. Neben den neuesten Entwicklungen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, waren dieses Jahr zum ersten Mal Vertreter des Schwedischen Meteorologischen und Hydrologischen Instituts vertreten, die dem Publikum einen Überblick über ihren Umgang mit Starkniederschlags- und Schneedruckmodellierung boten. Die unterschiedlichen nationalen Herangehensweisen und Weiterentwicklungen der Risikomodellierung wurden somit näher beleuchtet und boten den Teilnehmern die Möglichkeit neue Perspektiven einzunehmen und in der eigenen Arbeit zu berücksichtigen.
Klimawandel – Modellierung und Vorhersage für mehr Klima-Resilienz
Der Workshop stand dieses Jahr ganz im Zeichen des Themas „Einfluss des Klimawandels auf die Elementargefahren“. Prof. Dr. David Bresch (ETH Zürich/Meteo Swiss) führte dazu in seinem Impulsvortrag die Herausforderungen in der Auswertung von Klimamodellierungen aus und wie sich trotz Unsicherheitskorridoren erfolgreiche Adaptionsstrategien ableiten lassen können und müssen. Dem folgten Beispiele der praktischen Anwendung mit Präsentationen aktueller Forschungen zu Modellierungen verschiedener Elementargefahren im Zeichen klimatischer Änderungen. Dr. Peter Salamon (EU Joint Research Centre) stellte die neusten Erfolge des JRC zum Thema Hochwasserrisikomodellierung und –kartierung vor, Dr. Eberhard Faust (Munich Re) die modellierten Trends im Auftreten von Gewitterstürmen, und Prof. Dr. Olivia Romppainen-Martius (Universität Bern) zeigte neuste Ergebnisse zur Vorhersage von Starkniederschlagsereignissen im dem sich aufwärmenden Klima. Die Teilnehmer und Referenten waren sich einig, dass der Klimawandel stetig das Auftreten und die Intensität von Elementargefahren in Europa und weltweit verändern wird. Die Erfolge der wissenschaftlichen Modellierung sollen deshalb nicht nur verstärkt in die Versicherungsindustrie Eingang finden sondern auch vermehrt berücksichtigt werden.
Beherrschbarkeit von Naturgefahren durch Vernetzung
Der Workshop klang in einer ergiebigen Diskussion aus. Brisante Themen waren die Kontroverse zwischen Datenschutz und Datenauflösung und die Entwicklung und Nutzung von Open-source Cat-Modellen. Alle Anwesenden aus (Rück-)Versichungsindustrie, Risikomanagement und Wissenschaft wurden außerdem zu einer stärkeren Vernetzung der Kompetenzen und Bedürfnisse hinsichtlich der öffentlich-privaten Partnerschaft aufgerufen, um somit die Vorhersagbarkeit in der Naturgefahrenmodellierung zu verbessern. Weitere Datenstandardisierung und Datenaustausch sind notwendig, um Fortschritte in der Berechnung und Zonierung von Naturgefahren, sowie der Ableitung geeigneter Adaptionsstrategien zu erzielen. Unsere Arbeit als Partner im H2020_Insurance Projektes ist dabei ein wichtiger Wegbereiter für eine engere Kooperation von Versicherungsindustrie und Wissenschaft mit dem Ziel das Verständnis um Klimarisiken und deren Versicherbarkeit auf breiter Basis zu stärken und den Zugang zu risikorelevanten Informationen zu erweitern. Daher muss die Zusammenarbeit und Vernetzung weiter vorangetrieben werden.